Kategorie: Thesen Positionen

Einschätzungen, Thesen

Skizze zur Lage: Warum es richtig ist, die Situation eine revolutionäre zu nennen.

1) Der Zerfall des Staatssozialismus ist gleichbedeutend mit der Krise des bisherigen kollektiven Selbstverständnisses der Menschheit. Er führt zu einer Brutalisierung der sozialen Beziehungen zwischen den Menschen bis in den letzten Winkel der Welt und konfrontiert die Menschen derart mit der Notwendigkeit, soziales Verhalten individuell neu zu bestimmen.

2) Der Staatssozialismus war eine Enteignung des natürlichen Kollektivismus im Namen des Menschheitsfortschritts, der sozialen Gerechtigkeit und höheren Moral. Der „homo sowjeticus“ sollte den „homo faber“ moralisch, ethisch und sozial überflügeln. Faktisch hat der Staatssozialismus zur Entwürdigung und Entrechtung des Menschen geführt.

3) Als Alternative wird vom Westen eine Neuauflage des Liberalismus angeboten, obwohl er hier schon lange durch umfassende Steuerungssysteme eingegrenzt ist. Was prinzipiell schon von Anfang an klar war, zeigt sich inzwischen in den konkreten Ergebnissen der Reformen realsozialistischer Systeme überall auf der Welt, allen voran in ihrem Kern, der früheren Sowjetunion: Die weltweite Entwicklung der Industrie- und Massengesellschaft, ihrer Normen und der aus ihr für den Bestand des Globus resultierenden Gefahren lässt Liberalismus auch als Krisenlösung für den sich wandelnden Realsozialismus nicht mehr zu.

4) Die Alternative kann nur ein privatisierter Kollektivismus sein, der der Gleichmacherei von oben, die föderative Gemeinschaft selbstbestimmter Kollektive von unten entgegensetzt – und so einen Schritt über das bisherige Entweder-Oder von Kollektivismus oder Liberalismus hinaussetzt. Im Konkreten bedeutet das: es müssen alternative Formen der Privatisierung gefunden werden, die das Privateigentum innerhalb der kollektiven Strukturen entwickeln, statt die kollektiven Strukturen alternativlos zu liquidieren. Umgekehrt gilt, dass auf der Basis der privateigentümlich organisierten Gesellschaft westlicher Prägung kollektive Formen des Privateigentums entwickelt werden müssen.

5) Eine solche Umwandlung geschieht aber nicht automatisch. Wenn dem Zerfall des Staatskollektivismus nicht mit bewusst vorgebrachten Alternativen begegnen wird, birgt er die Gefahr der Rückkehr zu Ersatzkollektiven rassistischer, nationalistischer und fundamentalistischer Prägung, die sich nach Außen abschließen und nach innen ihre Minderheiten unterdrücken.

6) Dies alles bedeutet, dass die herrschenden Wertevorstellungen unserer heutigen industriellen Welt von Grund auf in Frage gestellt sind. Das gilt für ihre staatskollektivistische wie auch für ihre privatwirtschaftliche Variante. In Frage gestellt sind auch fundamentalistische Alternativen zur Massengesellschaft, also solche rassistischer, nationalistischer oder religiöser Art. Indem sie der verabsolutierten Gleichheitsideologie die verabsolutierte Ungleichheit entgegensetzen, führen sie nur zu einer Vervielfältigung und Verschärfung der Konflikte auf breiterer und unkontrollierbarer Basis, statt Antworten auf die Frage zu geben, wie das Leben auf dem Globus angesichts der zunehmenden Enge in Zukunft zu organisieren sei.

7) Die Antwort kann aber auch nicht darin liegen, ein bestimmtes Modell der gesellschaftlichen Organisation für allgemein verbindlich zu erklären, vielleicht gar mit Gedealt durchzusetzen. Verbindlich können nur die Modelle der zwischenstaatlichen Konfliktregulierung sein. Im Übrigen müssen die einzelnen Staaten in ihrer inneren Organisation den Besonderheiten ihrer Geschichte und konkreten Gegebenheiten Rechnung tragen. Allgemeine Verbindlichkeit kann nur aus der Schaffung einer neuen Moral, einer neuen Ethik – eben der Ethik des selbstbestimmten Kollektivs entstehen, das sich als Teil des ökologischen Ganzen begreift. Diese Ethik herauszuarbeiten, hervorzubringen und die Entwicklung vor dem Abgleiten in organisatorische und fundamentalistische Scheinlösungen zu bewahren ist unsere heutige Aufgabe.

8) Wenn wir sie nicht lösen, wird die Welt die Krise nicht überstehen, weil sowohl der Rückfall in staatskollektivistische oder in liberalistische wie auch in fundamentalistische Strukturen die sozialen und ökologischen Probleme des Globus nur verschärfen wird.

9) Ein wesentlicher Bestandteil des Kampfes für die Entwicklung der neuen Ethik wird in dem Bemühen bestehen, in den Umbrüchen, Konflikten und selbst den Kriegen die Keime der Selbstbestimmung wie auch die Möglichkeiten ihrer Fehlentwicklung herauszuarbeiten, um der Gefahr entgegenzutreten, dass sich die Krise aus bloßer Angst vor der Krise zur Katastrophe eskaliert.

10) Im Besonderen bedeutet das, dass den Menschen der heutigen industriellen Zentren der Welt deutlich gemacht werden muss, dass ein Abrücken von der eurozentristischen, generell von der monozentristischen Weltordnung auch in ihrem und ihrer Kinder Lebensinteresse liegt, weil nur die Entfaltung der Vielfalt unterschiedlicher selbstbestimmter Kräfte das Überleben des Globus ermöglicht. Die Menschen der bisher als Peripherien oder Kolonien definierten Teile der Welt dagegen gilt es mit allen zur Verfügung stehenden Kräften zu ermutigen, sich von kolonialer, imperialer Vorherrschaft zu befreien und ihre Interessen in einem föderativen Verbund freier Staaten selbst zu or

Rußland heute

Thesen zum gleichnamigen Seminar

in der Akademie Sankelmark vom 22.10.99 – 24.10.99

1. Rußlands Krise ist eine Wachstumskrise

2. Perestroika war Ausdruck des Mißverhältnisses zwischen den seit der Oktoberrevolution von 1917 entwickelten Produktivkräften und den zu eng gewordenen Produktionsverhältnissen des Sowjetsystems.

3. Eine neugewonnene Mobilität der sowjetischen Bevölkerung drückte sich nicht nur in zunehmendem Abstand zwischen steigenden Ansprüchen des Einzelnen an Selbstverwirklichung und einer stagnierenden Parteidoktrien aus, sie schlug sich sehr früh auch schon in Konflikten zwischen den Regionen, bzw. den Republiken und dem Moskauer Zentrum nieder.

4. Der Wechsel von Michail Gorbatschow auf Boris Jelzin 1991 wurde wesentlich durch die Forderungen der Republiken nach mehr Souveränität angestoßen. Boris Jelzin kam als Präsident eines souveränen Rußland und als Initiator einer „Gemeinschaft unabhängiger Staaten“ (GUS) an die Macht.

5.  In den Auseinandersetzungen zwischen Moskau und den Regionen der russischen Föderation setzt sich diese Entwicklung heute fort. Seit Boris Jelzin 1991 die „demokratische Revolution“ ausrief, dauert in der russischen Föderation eine  Regionalisierung an, die Rußlands geltende Raumordnung in Frage stellt, während die Privatisierung seine sozialen Zusammenhänge auflöst.

6. Nach einem extremen Ausschlag zur Seite der Privatisierung, die zu einer Hyperindividualisierung einer Minderheit der Bevölkerung und zur Lähmung ihrer in alten Zusammenhängen verharrenden Mehrheit führte, schlägt das Pendel nun wieder nach der anderen Seite aus. Heute zeigt es in Richtung einer Rekonsolidierung der historisch gewachsenen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Strukturen.

7. Ergebnis wird aber weder die Rückkehr zur sowjetischen, noch die Übernahme westlicher Lebensweisen sein. Etwas Neues entsteht, das aus der Wechselwirkung zwischen traditionellen russischen Gemeinschaftstrukturen und westlichem Individualismus, zwischen korporativem Verwaltungskapitalismus sowjetischen Typs und privatkapitalistischen Arbeits- und Lebensweisen, zwischen Zentralismus und Separatismus hervorgeht.

8. Der Bankenkrach vom August 1998 markiert den Übergang von der bisherigen Phase der schnellen Privatisierung auf die Phase der Rekonsolidierung jenseits des sowjetischen Modells, aber auch jenseits westlicher Reparaturrezepte. Offen ist, mit welchen Mitteln dieser Wechsel wahrgenommen wird und wie lange er dauert  Die bevorstehenden Wahlen, einschließlich des Ausgangs des gegenwärtigen Krieges in Tschetschenien, entscheiden darüber, ob dieser Übergang schrittweise, mit friedlichen Mitteln, gestützt auf ein Wachstum von unten stattfindet, oder ob er mit Gewalt von oben durchgesetzt wird. Je nach dem wird das Ergebnis ein anderes sein.

© Kai Ehlers,  Email: KaiEhlers@compuserve.com   Website: www-kai-ehlers.de     Datum:   21.10.99
Rummelsburger Str. 78, D – 22147 Hamburg,  Tel/Fax: 040 / 64 789 791  (64 821 60 priv.)

Argumente gegen den Krieg

Zur Beteiligung Deutschlands am NATO-Einsatz gegen Serbien

Was lange befürchtet war, ist eingetreten: Zum erstenmal seit dem Ende des zweiten Weltkrieges geht auch von deutschem Boden wieder ein Krieg aus. Die Bundesregierung begründet ihre Teilnahme an dem NATo-Krieg gegen Serbien als Nothilfe zur Verteidigung der Menschenrechte gegen die ethnischen Säuberungen durch einen Diktator Miloševiç. Die Befürworter des Krieges fühlen sich in der moralischen Offensive. Sie propagieren den Krieg als humanitäre Strafaktion. Wer damit nicht einverstanden ist, setzt sich Zweifeln an seiner moralischen Integrität aus. In einem Kommentar unter der Überschrift „Das Elend des Pazifismus“ bringt Günther Bannas, einer der Chefkommentatoren der „Frankfurter Allgeminen Zeitung“, die deutsche Beteiligung auf die Formel, in dieser Entscheidung habe die Erkenntnis „Nie wieder Auschwitz“ über den Satz „Nie wieder Krieg!“ gesiegt. Das gebe der Haltung Außenminister Fischers den moralischen Grund.

Was für eine Verkehrung! Was für ein Zynismus!
Lange schon war ja zu befürchten, daß die deutsche, genereller auch die europäische Intelligenz im Zuge der Verteidigung ihres materiellen und geistigen Besitzstandes in der Festung Europa eine reaktionäre Wende nehmen würde – daß es nun aber in dieser Form geschieht, ist doch eine Überraschung. Man hat sich, sofern man darüber nachdachte, diese Wende immer in der Form klassischer rechter Positionen vorgestellt – als irgendwie verdrehte Form von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus, mit denen man die Grenzen Europas gegen den Ansturm aus den Armenhäusern des Globus abzuschirmen versuchen würde. Nun kommt sie aber in der Form der Verteidigung der westlichen Wertegemeinschaft daher, als Argumentation der Notwehr gegen Angriffe auf die Grundwerte der Menschenrechte und nicht nur alle Mächtigen der Welt, soweit sie die Zustimmung des Westens suchen, stimmen in diesen Chor mit ein, sondern auch eine mit Bildern des Entsetzens überschwemmte Bevölkerung.
Der Protest gegen den Krieg, schreibt der Kommentator der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, sei um so schwächer, je näher die tatsächliche Bedrohung des Friedens rücke. Gegen die geplante Stationierung der Mittelstreckenraketen in Europa hätten seinerzeit Millionen protestiert; gegen den Golfkrieg nur noch Hunderttausende; nun, da der Krieg direkt vor der Tür stehe und die eigenen Werte betreffe, sei nur noch eine verschwindende Minderheit dagegen. Das klingt plausibel, aber worin mißt sich die Nähe des Krieges in einer Zeit, in welcher Entfernungen auf Intervalle im Internet zusammenschnurren? Nähe oder Nicht-Nähe dieses Krieges kann doch nur aus den Inhalten bestimmt werden, für die er geführt wird. Und da sind wir mit der „Notwehr“ schnell beim Kern der Dinge, allerdings anders als die Urheber dieser Argumentation es glauben machen wollen:  Es handelt sich in der Tat um Notwehr – Notwehr aber nicht gegen einen vermeintlichen Usurpator. Erstens ist Milošewiç kein Usopator, er ist, ob es einem gefällt oder nicht, gewählter und von einem breiten Willen seines Volkes getragener Präsident. Ich sage deutlich, daß seine Politik mir nicht gefällt. Das ändert aber nichts an der genannten Tatsache. Notwehr ist der NATO-Einsatz auch nicht gegen die Verletzung der Menschenrechte – da gäbe es viele Anlässe für solche Einsätze, ganz abgesehen davon, daß das Eingreifen der NATO die humanitäre Katastrophe auf dem Balkan nicht verhindert, sondern die schon vorher erkennbar in diese Richtung weisende Entwicklung nur noch weiter eskaliert hat.
Der Krieg, schreibt Günther Bannas weiter, hat keine erkennbaren ökonomischen Ziele, wie sie der Irak-Krieg noch gehabt habe. Auch diese Behauptung klingt sehr plausibel. Aber erstens ist schon der Krieg gegen den Irak nicht nur ökonomisch zu erklären; schon dort spielen strategische Gründe eine mindestens ebenso entscheidende Rolle, nämlich, die säkulare Herrschaft Saddam Husseins als Bollwerk gegen den „fundamentalistischen Ansturm“ aus dem Osten und dem Orient zu halten, ihn gleichzeitig aber nicht zu stark werden zu lassen. Dahinter wird der grundsätzliche Anspruch der USA auf Weltherrschaft deutlich – die wirtschaftlichen Interessen sind darin enthalten.
Im Kosovo-Krieg sind die strategischen Ziele ganz in den Vordergrund gerückt. Hier wird von der NATO in der Tat nicht für vordergründige ökonomische Interessen gebombt, hier wird ein strategisch orientierter Einsatz exemplarisch vorgeführt. Hier läuft eine Dramaturgie dosierter Einsätze ab, die auf Wirkung in den Medien abgestimmt ist, ja, die ihre eigentliche Wirkung einer demonstrativen Machtentfaltung überhaupt erst und nur mit den Medien entfalten können. Hier wird moderne Kriegführung im Zeitalter der Kommunikation vorgeführt. Es ist ein konditionierter Demonstrationskrieg, der auf Warnung und Einschüchterung durch exemplarische Strafaktionen im Namen einer Weltpolizei setzt. Adressat sind alle diejenigen, die den nach dem Ende der Systemteilung erhobenen Anspruch der USA und der mit ihr verbündeten westlichen Staaten auf eine One-World-Ordnung nicht akzeptieren wollen, vor allem Rußland und China.
Die USA dürften darüberhinaus daran interessiert sein, eine aus ihrer Sicht zu enge Verbindung zwischen Europa und Rußland, insbesondere eine Achse Bonn-Moskau verhindern, bzw. wenigstens relativieren zu wollen. Das ist ihnen mit der Umgehung der UNO, was ja im Kern zunächst einmal eine Umgehung Rußlands ist, bisher weitgehend gelungen. Lange werden Rußland und auch die europäischen Mächte das allerdings so nicht mitmachen können.
Die Struktur der UNO werde offensichtlich den Anforderungen nicht gerecht, ethnische Minderheiten zu schützen, schreibt Günther Bannas weiter. Recht hat er. Das galt und gilt  ja auch schon für andere Konflikte. Aber kann die Schlußfolgerung daraus eine militärische Sellbstmandatierung der NATO sein? Damit wäre der Entwicklung einer gleichberechtigten Völkergemeinschaft der Weg versperrt, der  Übergang zu einer militärischen Weltordnung vollzogen. Es wäre der Übergang von der Zeit der Stellvertreterkriege in eine neue Zeit der exemplarischen Demonstrationskriege unter Führung einer einzigen Weltmacht, der USA und ihrer Verbündeten. Daß dies dem erklärten Ziel der NATO, die Menschenrechte durchsetzen zu wollen, im Wesen widerspricht, liegt auf der Hand. Ein solcher Weg ist prinzipiell nicht zu akzeptieren, abgesehen davon, daß Rußland, China und andere Mächte es politisch nicht hinnehmen können und daraus große Gefahren für den Weltfrieden entstehen. Die richtige Schlußfolgerung aus der Schwäche der UNO kann nur darin bestehen, sie selbst  ggflls. die OSZE zu stärken, nicht sie durch ein Militärbündnis des Westens zu ersetzen. Es ist aber offensichtlich, daß die gegenwärtigen politischen Entscheidungsträger der Westmächte dazu nicht bereit sind. Damit sind die Linien für zukünftige politische Auseinandersetzungen abgesteckt.
In Afrika, Asien und in der Türkei werden Minderheiten ebenso verfolgt, ohne daß die NATO eingegriffen habe, zitiert Herr Bannas weiter die Argumente der Kriegsgegner. Das stimme, räumt er ein, doch solle etwa der Grundsatz gelten, daß vor den Mördern alle Minderheiten gleich seien?
Eine Antwort auf diese Frage gibt Herr Bannas nicht, sowenig wie man sie sonst irgendwo von den Befürwortern des NATO-Krieges gegen Serbien hört. Die Antwort kann aber nur lauten: Ja, alle Minderheiten haben denselben Anspruch auf Schutz! Das ist ein zentraler Bestandteil der Menschenrechte. Eine Relativierung dieses Anspruches ist gleichbedeutend mit seiner Aufhebung. Das gilt ungeachtet,  ja, gerade wegen der traurigen Tatsache, daß die Welt, gleich wo, noch weit von der Verwirklichung dieses Grundsatzes entfernt ist.
Wenn man sich aber schon zum Anwalt der Durchsetzung dieser Rechte erklärt, dann kann es keine Ausnahmen geben, schlimmstenfalls die Unmöglichkeit, sie zu verwirklichen. Die opportunistische Handhabung dieser Prinzipien durch die NATO zeigt nur, daß die humanitären Argumente beliebigen, letztlich legitimatorischen Charakter tragen. Es geht bei den Bomben auf Serbien eben nicht in erster Linie um die Verteidigung der Menschenrechte – da hätte die NATO schon lange ihren Partner Türkei zur Ordnung rufen müssen. Es geht um die Erhaltung der atlantischen Hegemonie. Die Verteidigung der Menschenrechte ist nur die Fahne, unter der gekämpft wird, nicht anders als tausend Jahre zuvor das Kreuz, in dessen Namen die übrige Welt zwei Jahrhunderte lang  in sieben Kreuzzügen mit Krieg und Terror zum wahren Glauben bekehrt werden sollte, während es praktisch darum ging, die Handelswege in den Orient und den fernen Osten abzusichern.
Wer behaupte, es sei wenig mit Miloševiç verhandelt worden, fährt Herr Bannas in seiner Abrechnung mit den Pazifisten fort, der gehe einfach an der Wirklichkeit vorbei. Dem Argument, bei früheren Verhandlungen mit Miloševiç sei das Kosovo vergessen worden, hält er die Frage entgegen, ob man die Beendigung des Mordens in Bosnien-Herzegownia denn an der Frage des Kosovo hätte scheitern lassen sollen.     So reiht sich in der Argumentation der Kriegsbefürworter ein Sachzwang an den nächsten, aus dem schließlich nur noch die Eröffnung des Krieges habe herausführen können; nach derselben Logik ist seine Fortführung bis zur bedingungslosen Kapitulation Miloševiçs jetzt der einzige gangbare Weg, den Krieg zu beenden.
Für die gegenwärtige Lage macht es wenig Sinn, darüber zu rechten, was gewesen wäre, wenn; nur eins ist ein Fakt: Die Verhandlungen von Rambouillet scheiterten letztlich daran, daß die NATO darauf bestand, die Einhaltung der ausgehandelten Bedingungen von einem NATO-Kontrollorgan überwachen zu lassen. Warum konnte die NATO diese Kontrolle nicht der UNO, der OSZE oder einem neu zu bildenden Völkergremium überlassen? Die Antwort ist klar: Weil das alles nicht ohne Rußland gelaufen wäre. Mit Rußland hätten die Verhandlungen anders geführt werden können. Es ist offensichtlich, daß sich der Hund hier selbst in den Schwanz beißt. Ob Rußland jetzt, da die NATO schon tief in ihrer eigenen Falle steckt und nachdem es die ganze NATO-Aktion als Aggression auch gegen sich empfinden mußte, bereit ist, in die Verhandlungen wieder mit einzusteigen und zu welchen Bedingungen, das dürfte die entscheidende Frage beim Fortgang der nächsten Ereignisse sein.
Darüberhinaus ist festzuhalten, daß Eskalationslogiken von der Art des gegenwärtigen NATO-Krieges im Kosovo noch nie dazu geeignet waren, Probleme zu lösen. Wenn nach dem Bombardement aus der Luft zur Bekämpfung der Bodentruppen per Kampfhubschrauber übergegangen wird, so ist die Ausweitung des konditionierten Demonstrationskrieges in einen unkontrollierbaren Bodenkrieg, in dem die NATO gezwungen sein wird, zwischen einem Vernichtungskrieg gegen die ganze serbische Bevölkerung oder einer Kapitulation zu wählen, bald nicht mehr aufzuhalten. Wenn die NATO-Strategen auch nur einen Funken rationalen Verstandes bewahrt hätten, dann müßten sie den  Krieg stoppen, bevor er sich zum Volkskrieg ausweitet. Bedauerlicherweise aber sieht zur Zeit alles so aus, als ob sich nicht die Vernunft, sondern die militärische Eskalationsogik durchsetzt.
Bleibt am Schluß noch die Auseinandersetzung mit dem, was Günther Bannas die Tragik der Pazifisten nennt, nämlich, daß sie angesichts der Gewalt eines „barbarischen Faschischen“ Schuld auf sich lüden, wenn sie schuldlos bleiben wollten. Mit dem Faschisten ist Miloševiç gemeint, wobei Herr Bannas den „barbarischen Faschisten“ aus unerklärlichen Gründen in Anführungsstriche setzt, unerklärlich deshalb, weil die FAZ sich mit dieser Klassifizierung des Serbenführers Miloševiç als „Faschist“ ganz und gar im Sprachgebrauch der NATO-Verlautbarungen aufhält:  Der deutsche Verteidigungsminister Scharping spricht nur noch von dem Kriegsverbrecher Miloševiç, der britische Außenmninister sieht die NATO in einem prinzipiellen „Kampf gegen das Böse“, Außenminister Joseph Fischer beschwört die Gespenster von Auschwitz.
Aber kann man das Böse bekämpfen, indem man die Menschen zum Guten zu zwingen sucht, wie seinerzeit die Kreuzritter? Diese Frage läßt mindestens ein so großes Dilemma deutlich werden, wie das der Pazifisten, die mit ansehen müssen, wie vor ihren Augen Terror verübt wird. Da ist die Frage, wessen Schuld größer ist, derer, die durch ihre pazifistische Haltung womöglich Terror zulassen oder derer, die vorhandenen Terror durch Gegenterror möglicherweise eskalieren, wohl kaum noch zu beantworten. Es bleibt nur eins, nach den Interessen zu fragen, die hinter den Handlungen der Menschen stehen, gleich, ob Pazifist oder nicht. Und was dies betrifft, erhebt sich am Ende aller humanitären Legitimationen dieses Krieges doch die Frage an die NATO: Warum wird Miloševiç ein Faschist genannt und bombardiert, aber andere Staatsoberhäupter, die ebenfalls für Völkermord, Vertreibungen oder die blutige Unterdrückung der Opposition im eigenen Lande verantwortlich sind, nicht? Erst wenn die NATO diese Frage beantworten würde, könnte sie glaubwürdig werden, aber dann wäre sie auch schon nicht mehr die NATO. Statt auf Einsichten in den Reihen der NATO, auch ihrer deutschen Teilhaber zu hoffen, bleibt nur das eigene, unbedingte Nein! zu einer gewaltsam hergestellten NATO-Weltherrschaft und das Ja! zu einem demokratischen, erneuerten Völkerbund, der einer sich wandelnden Welt vielfältigen Ausdruck verleiht.

Aufruf: Jenseits von Moskau – Informationen über eine neue Welt.

Die Grundsituation ist einfach und klar: Der Zerfall des sowjetischen Imperiums ist gleichbedeutend mit einem neuen anti-imperialistischen Schub. Man kann ihn durchaus mit Recht als dritten Entkolonialisierungsschub der industriellen Moderne bezeichnen. Sein Wesen ist die endgültige Umwandlung der mono-, im Kern eurozentristisch beherrschten Welt in eine mulitizentrale, nachdem die ersten beiden Schübe steckengeblieben sind. Wir befinden uns mitten in diesem Übergang, der sich als weltweite Krise vollzieht.

Was in Moskau, was in St. Petersburg und mit einem weltanschaulich verwandten und durch dieselben Grundinteressen geleiteten Blick auch aus der BRD üblicherweise als Zerfall und als Bedrohung der monozentralen Ordnung erlebt und beschrieben wird, erscheint von den Peripherien der ehemaligen UdSSR aus in einem ganz anderen Licht, nämlich in dem Licht der Befreiung von einem nicht nur jahrzehntelangen, sondern jahrhundertelangen kolonialen Druck. Die Emanzipationsbewegungen der nicht eurozentralisierten Völker nach dem ersten und nach dem zweiten Welkrieg werden dadurch auf eine völlig neue Stufe gebracht.

Auch in den Peripherien, auch in den langjährigen russischen Kolonien, auch in den ehemaligen Republiken und „autonomen Gebieten“ herrscht Ungewißheit und Ratlosigkeit, schließlich auch Angst darüber, was kommen wird. Aber die Grundfrage, die an der Wolga, im Altai, in den Regionen Sibiriens oder anderen Teilen des euroasiatischen Raums gestellt wird, lautet nicht wie in Moskau oder St. Petersburg: „Was wird, wenn alles zusammenbricht?“ Sie wird von der anderen Seite gestellt: „Was wird, wenn Moskau den Zusammenbruch nicht akzeptiert?“

Was „Moskau“ in erster Linie als Verlust erlebt, erleben die kolonisierten Völker des zerfallenden russisch-sowjetischen Imperiums umgekehrt als Möglichkeit der Befreiung, als Möglichkeit, sich auf ihre geschichtlichen, kulturellen, religiösen Wurzeln zu besinnen, ihre Ressourcen selbst zu nutzen und insgesamt einen selbbestimmten Weg einzuschlagen. Lange gebundene Kräfte und Reichtümer werden frei. Die bange Frage lautet nur: Wird das russische Zentrum seine Vorherrschaft mit Gewalt wieder herzustellen versuchen, wie dies schon oft in der Geschichte der Fall war? Und welche Haltung wird Europa und der Westen dazu einnehmen?

Die Situation ist epochal. Sie beginnt sich erst zu entfalten. Es geht nicht einfach um Neuordnung. Der Begriff „Neuordnung“ verschleiert eher die Konflikte. Es geht um die Zuspitzung der schon lange andauernden Auseinandersetzung zwischen imperialen und föderalen Tendenzen in unserer heutigen der Welt. Die Zeit der territorialen Imperien, die nach dem ersten und zweiten Weltkrieg von der Sowjetunion stellvertretend für die zerbrochenen westlichen Imperien nicht nur konserviert, sondern paradoxerweise bis zum „System“ aufgeblasen wurde, geht zuende.

Der Zusammenbruch war schon längst überfällig. Er konnte so lange ausbleiben, weil der russische Imperialismus im euro-asiatischen Raum einen territorialen Zusammenhang ohne natürliche Grenzen bildete und so seinen imperialen Charakter länger verschleiern, legitimieren und praktisch leichter aufrechterhalten konnte. Man kann dies im Gegensatz zu den sonst bekannten Imperialismen als „innere Kolonisierung“ bezeichnen. Der Zusammenbruch wurde weiter dadurch hinausgezögert, daß die Sowjetunion nach dem ersten Weltkrieg als Heimatland der Welt-Revolution und durch den zweiten Weltkrieg als Hauptgegner des Faschismus zur Stütze der Völker wurde, die sich gegen die westlichen Imperialismen auflehnten. Im Ergebnis wuchs die Sowjetunion paradoxerweise zum größten territorialen Imperium heran, das unsere Welt jemals gesehen hat. In wachsendem Widerspruch zu ihrer Idelogie als antiimperialistisches Bollwerk wurde sie zum Statthalter der von ihr bekämpften eurozentrierten imperialen Weltordnung.

Mit dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums erreicht der Prozess der Entkolonialisierung dieses Jahrhunderts daher einen neuen, wenn nicht überhaupt den Höhepunkt: Er geht von der äußeren Entkolonisierung zur inneren über. Im euroasiatischen Raum steht heute nicht nur die Befreiung von äußerer Herrschaft über das eigene Gebiet auf der Tagesordnung. Es geht um die Emanzipation der Völkervielfalt, aber mehr noch kultureller, religiöser und staatlicher Vielfalt gegen das in Gestalt der ehemaligen Sowjetunion bis ins äußerste Extrem gesteigerte monolithische Weltbild des eurozentrierten Industrialismus. Man kann es auch positiv formulieren: Auf Grundlage des erreichten Grades der industriellen Nivellierung des Globus ist nunmehr eine Weiterentwicklung der Menschheit nur in der kulturellen, religiösen und staatlichen Differenzierung möglich.

Es folgt daraus, was auch schon aus den ersten beiden Wellen der Entkolonisierung folgte: Die Entwicklung von nationalen Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen. Sie enthält die Anlage für die Entwicklung föderaler, gleichberechtigter Lebensverhältnisse auf unserem Globus. Das ist eine epochale Chance.

Der besondere Charakter des russisch-sowjetischen Imperialismus macht es allerdings schwer, das Wesen dieses Prozesses zu erkennen, zumal er von interessierter Seite verschleiert und verzerrt wird. Zudem haben sich durch die lange Verschleppung und die Übernahme des westlichen imperialen Erbes aufs Konto der ehemaligen UdSSR die Widersprüche derart verschärft, daß der Ausbruch jetzt umso heftiger und unkontrollierter zu werden droht. Es besteht durchaus die Gefahr, daß die Befreiung nicht in der kulturellen Differenzierung, Demokratisierung und Föderalisierung gesucht wird, sondern sich in einer bloßen Verfielfältigung der bisherigen zentralistischen Ordnung und der reaktionären Verfestigung fundamentalistischer Denkweisen in den Teilstücken des früheren Imperiums Luft macht. Das Ergebnis wäre eine globale Jugoslawisierung, bzw. deren Gegenstück, der Versuch, die imperiale Ordnung mit Gewalt wiederherzustellen. Dabei könnten wir „Moskau“ mit dem „Westen“ Seite an Seite erleben. Die gegenwärtige Politik der westlichen Zentren läßt diese Richtung schon klar erkennen. Bundeskanzler Kohl scheute sich bei seinem letzten Besuch in Moskau beispielsweise nicht, dort finanzielle Versprechungen für Kiew zu machen. Busch beeilt sich, Moskau weiter in die neudefinierten NATO-Verpflichtungen hineinzuziehen.

Wir haben die große Chance, unsere Welt neu zu gestalten, aber nur, wenn auch in den Zentren verstanden wird, daß die Zeit monozentristischer Weltbilder mit dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperialismus endgültig zuende geht und eine entsprechende Politik von den einheimischen Regierungen eingefordert wird. Jeder Versuch, den verlebten Zentralismus zu verteidigen oder an seine Stelle neue Zentren zu setzen, werde es nun pan-islamistisch, pan-slawistisch, pan-arabisch, eurozentristisch oder pan-asiatisch begründet, kann nur in einem ungeheuren Blutbad enden.

Im Einzelnen bedeutet das:

Erstens: Was in den Peripherien als Aufbruch und Hoffnung erlebt wird, macht in den Zentren Angst. Dieser Tatsache muß abgeholfen werden. Die Angstbarriere, die die Menschen daran hindert, den emanzipatorischen Charakter der Entwicklung wahrzunehmen, ist eine Informationsbarriere. Sie besteht zum Teil aus einfacher Unkenntnis über das, was jenseits von Moskau geschieht. Kaum jemand unserer Korrespondenten, geschweige denn einfachen Staatsbürger oder -bürgerinnen kommt in der Regel über Moskau hinaus. Zum Teil wird die Barriere aber auch bewußt aufgebaut, indem nur über die „Nationalismen“ und Kriegsgeschehen berichtet wird, sodaß die Unabhängigkeitsbewegungen in den Augen der Durchschnittswestler schlicht als Gefahr für die Zivilisation erscheinen. Diese Barriere muß durchbrochen werden, indem über den Reichtum der Entwicklung jenseits von Moskau, Geschichte, Land und Leute und ihre Vorstellungen informiert wird.

Zweitens: Bei aller Dynamik der jetzigen Unabhängigkeitsbestrebungen im euroasiatischen Raum fehlt doch auf Grund der jahrhundertelangen zentralistischen Entwicklung, zugespitzt durch die Sowjetzeit, die sozial-ökonomische Infrastruktur vor Ort, um eigene initiativen gegen die herrschenden zentralistischen und monopolistischen Verhältnisse entwickeln zu können. Der Zusammenbruch des monopolisierten Industriegiganten hinterläßt Wüsten, in denen eine tiefe Verelendung droht, wenn es nicht gelingt, sie infrastrukturell zu bewässern. Die bisherige westliche „Hilfe“ setzt diese Verwüstung in der Regel fort. Durch materielle und personelle Hilfe soll beim Aufbau dieser Infrastrukturen vor Ort mit angefaßt werden.

Drittens: Nach dem Abtreten der zentralistischen Macht fehlen die – in West-Europa entwickelten – Mechanismen der Konfliktbewältigung, ja, mehr noch, sie wurden durch den zaristischen, später auch den sowjetischen Imperialismus systematisch zerschlagen. Ein politischer Dialog zur Entwicklung solcher Mechanismen muß ermöglicht und gefördert werden. In diesen Zusammenhang gehört die gemeinsame Arbeit zu Fragen des Faschismus, der Demokratie und antiimperialistischer Politik, Geschichte und Kultur, konkret auch die schlichte Übersetzung bereits vorhandener Literatur zu diesen Themen, die Durchführung von gemeinsamen Seminaren und Herausgabe von Publikationen, bzw. ihre Unterstützung vor Ort.

Um Irrtümern und falschen Bündnissen vorzubeugen, sei klar gesagt: Aufklärung über die Politik der westlichen Zentren, die entgegen anderslautenden Worten den post-sowjetischen, genauer russischen Zentralismus unterstützen, um ihre eigene Kolonisierung des euroasiatischen Raumes umso besser verfolgen zu können, ist notwendiger Bestandteil der zu entfaltenden Arbeit. Westliche Kredite führen bisher in der Regel nicht zur Stärkung von Initiativen und dem Aufbau sozio-ökonomischer Infrastruktur vor Ort, sondern nach altem imperialem Rezept im Gegenteil zur Herstellung oder Vertiefung von Abhängigkeiten.

Im Gegensatz dazu muß in Bezug auf das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion auch in der Frage dessen, was allgemein Entwicklungspolitik genannt wird, Neuland beschritten werden. Der ehemalige Gigant, der sich als Bollwerk des industriellen Fortschritts sah, sieht sich heute auf die Ebene eines „Dritt-Welt-Landes“ gedrückt. Was für die Länder der sog. Dritten-Welt gilt, gilt uneingeschränkt auch für die Länder, die jetzt aus der ehemaligen Union hervorgehen. Auch hier muß allerdings konkretisiert werden: Es ist sinnlos, über Moskau von oben Geld ins Land zu schütten, während zugleich die Infrastruktur vor Ort nicht nur nicht gestützt, sondern weiter abgebaut wird. Dies ist die materielle Seite der notwendigen Arbeit: Vor Ort sozio-kulturelle Infrastruktur zu stützen. Wie kann das aussehen?

Ein paar Beispiele mögen das erläutern:

Wer sich ennagieren will, kann den Wunsch eines ökologisch orientierten ornitologischen Jugendklubs an der Wolga aufgreifen, mit hiesigen Jugendlichen zusammenzukommen, die sich mit demselben Thema befassen. Es können gegenseitige Ausstellungen in die Wege geleitet werden. Nicht nur diese, auch andere Jugendgruppen brennen darauf.

Man oder frau kann die Herausgabe einer Kinderzeitung „Putenje“ in der tschuwaschischen Republik sichern, indem man sie finanziell unterstützt, aber auch für deren Bekanntwerden hier sorgt, Austausch mit hiesigen Kinderzeitungen organisiert und in ihr schreibt. Ähnliches gilt für die dortige Frauenzeitungen „Pike“. Solche Produkte können in den Republiken und Regionen heute nur unter äußerstem Einsatz örtlicher Redakteurinnen und Redakteure erscheinen, weil sie von der herrschenden ÜPolitik nicht gefödert werden.

Forschungsprojekte sind unterstützenswert, die der Erkundung der Geschichte der kolonisierten Völker an der Wolga, in Sibirien oder anderen Teilen der ehemaligen Union dienen. Gegenwärtig muß soetwas. soweit die Länder nicht schon ihre Unabhängigkeit praktizieren, häufig als „Einmannbetrieb“ laufen, weil es von der offiziellen Lehre immer noch geschnitten wird.

Ein Erfahrungs-Austausch mit post-sowjetischen Psychologen über neue Methoden der Heiltherapie wäre zu organisieren, zu partizipieren und zu helfen bei der neuerlichen Erforschung der so lange ins Vergessen gedrückten reichen Naturheilmethoden der verschiedenen euro-asiatischen Völker.

Die finanzielle und publizistische Unterstützung einer antifaschistischen Zeitung in Moskau/St. Peterburg steht an, um der „patriotisch“ nationalistischen Propaganda in den Zentren und von ihnen aus entgegenzuwirken. (* siehe Beilage)

Das Gleiche gilt für Vortragsreisen mit Vertretern der neuen Kultur- und Unabhängigkeitsbewegungen aus den Peripherien des post-sowjetischen Imperiums hier im Land.

Schließlich, aber nicht zuletzt, muß die Unterstützung auch Initiativen gelten, die dazu führen können, die ökonomische Infrastruktur von unten aufzubauen. So kann man jungen Leuten, die eine Bienenzuchtkooperative gegründet haben, aber nicht wissen, wo sie ihr Bienengift zu Medizin verarbeiten lassen können, schon damit helfen, die von ihnen erwünschten Verbindung mit deutschen Verarbeitern zu finden.

Die Reihe läßt sich mühelos fortsetzen. Letztlich geht es darum, Menschen dazu zu bewegen, sich aus den Zentren hinauszubegeben und vor Ort mit anzupacken, sagen wir, eine Art Kooperations-Tourismus zu entwickeln. Mindestens aber können Menschen aus den Zentren dort Erfahrungen sammeln, die sie verstehen lassen, daß die Probleme unserer heutigen Welt nicht gelöst werden, indem sie in den Zentren ihre Privilegien und ihren Reichtum gegen die übrigen Völker der Welt mit Zähnen und mit Klauen verteidigen, sondern indem sie diesen Reichtum mit diesen Völkern teilen – nicht als Mildtätigkeit, sondern indem sie in aktiver Kooperation ihre Qualifikation und ihre Mittel für die Entwicklung dort bereitstellen. Das hilft den Menschen vor Ort mehr als Lebensmittelpakete zum einen oder Kredite, die in den oberen Etagen der Zentren-Bürokratie auf nimmerwiedersehen versickern. Das ist zugleich ein aktiver Weg aus dem Widerspruch, als Bewohner eines der reichsten Länder der Welt einerseits diesen Reichtum nicht verlieren, andererseits aber gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und imperiale Ausbeutung etwas unternehmen zu wollen. Schließlich liegt auf dem beschriebenen Weg die Chance, eine Verbindung zur früheren anti-imperialistischen Solidaritätsbewegungen zu finden.

Annmerkungen zu Karl Heinz Roth:

Stichworte „neue Proletarität“ und „Toyotisierung“

Lieber Karl-Heinz Roth,

mit größtem Interesse habe ich die Kurzfassung Deines Referates vom „konkret“-Kongress im „ak“ gelesen. Die Stichworte „neue Proletarität“ und „Toyotisierung“ treffen sich mit Aspekten, auf die ich bei meinen Untersuchungen in der ehemaligen UdSSR gestoßen bin.
Verstehen wir die ehemalige Sowjetunion als das größte Taylorisierungs-Experiment der Weltgeschichte mit der am extremsten vorangetriebenen Zerstückelung der Produktion und Isolierung ihrer Teilarbeiter, bzw. Teilarbeiterinnen auf Grundlage des in den Formen des Moskau-Zentralismus am totalsten entwickelten Etatismus – so ist der Zusammenbruch dieses Systems natürlich mehr als nur ein Zufall und mehr als nur ein Ereignis unter vielen anderen: Er ist Ausdruck der Überlebtheit des Taylorismus als Entwicklungsprinzip.
Du hast in Deinem Referat den Toyotismus ins Bewußtsein gerückt, der den Taylorismus weltweit als neues Organisations- und Entwicklungsprinzip des Kapitals abzulösen und neue Formen der Proletarisierung zu entwickeln beginne. Dem ist in der Kürze von meiner Seite nichts hinzuzufügen! Nachhaltiger als Du es angedeutet hast, muß aber wohl herausgestellt werden, daß der offene und rasante Zusammenbruch der Sowjetunion dem Toyotismus als neuem Entwicklungsprinzip nunmehr endgültig freies Feld überläßt. Allzu offensichtlich wurde und wird immer noch vor aller Augen demonstriert, zu welchen katastrophalen Folgen der zum Staats- und Lebensprinzip erhobene Taylorismus geführt hat – zu einem mono-industrialisierten, zentralisierten Arbeitsregime, dessen Überzentralisierung die Entpersönlichung des Einzelnen (Schräubchen-Mentalität) und die Unterentwicklung, bzw. einseitige Entwicklung der Landesteile, kleineren Städte und nicht zuletzt der Dörfer nicht nur zur Voraussetzung hatte, sondern die Arbeitsteilung derart ins Extrem trieb, daß der Mechanismus schließlich in der unvermeidlichen – und was schlimmer ist – in vielen Fällen irreversiblen Katastrophe endete, bzw. noch zu enden droht.
Dabei entsteht in der Post-Sowjetunion (und ihren ehemaligen Bündniszonen) die Frage, ob aus den zusammenbrechenden etatistischen Strukturen selbst so etwas wie eine Alternative zum Taylorismus hervorgehen kann. Die neo-liberalen Privatisierungstrategien der IWF/Weltbank und Treuhand sind zum Scheitern verurteilt, bzw. schon jetzt offfensichtlich gescheitert – gemessen an dem vorgeblichen Ziel der „Entwicklungshilfe“. Kann unter diesen Umständen eine alternative Privatisierungsstrategie entstehen, die den Elementen eines Neo-Liberalismus, Neo-Taylorismus oder wie immer wir es bezeichnen wollen eine „ganzheitliche“, eine „kollektive“, eine „team-orientierte“, also in den Begriffen Deines Referates eine „toyotisierte“ Arbeitsproduktion entgegenstellt?
Die linke Debatte in der Post-Sowjetunion hat diesen Ansatz. Er ist allerdings noch sehr marginal. Er zerfällt zudem schon in den ersten Annäherungen in den Aspekt der Wiederbelebung staatkollektivistischer, korporativistischer Lenkungsstrukturen – tendenziell sogar faschistischer Staatsvorstellungen – zum einen und der Entwicklung neuer selbstbestimmer kooperativ organisierter Kollektive zum anderen.
Dieser Widerspruch ist ja auch am Ende Deiner Ausführungen angelegt: Du befürwortest die Bildung neuer proletarischer Zirkel – aber selbstverständlich nicht im Rahmen der bekannten staatssozialistischen Organisationsvorstellungen. Einverstanden! Notwendig wäre also die Entwicklung selbstbestimmer Kollektive von unten! Unter dieser Begrifflichkeit habe ich in meinen letzten Arbeiten für denselben Gedanken plädiert. Anders gesagt, der Zusammenbruch des verstaatlichten Kollektivismus führt uns historisch vor die Chance und die Notwendigkeit, das Kollektiv als Arbeits- und Lebenseinheit von unten wieder zu erobern, so wie uns der Zusammenbruch des verstaatlichten Sozialismus genereller vor die Aufgabe führt, den eigenen Standort im Klassengeschehen neu zu finden und soziales Handeln daraus selbst neu zu bestimmen. Ich bin weitgehend einverstanden mit Deiner Beschreibung der „neuen Proletarität“. Die sozialen Differenzierung in der Sowjetunion und den ehemals sozialistischen Ländern sprechen ja eine mehr als deutliche Sprache – allerdings ihrerseits noch einmal zu differenzieren nach historischen, nationalen und kulturellen Aspekten. Linke Analytiker wie Boris Kagarlitzky und andere von der „Partei der Arbeit“, aber auch Liberale wie Andranik Migranjan und andere sehen die Entwicklung. Aus ihren Beschreibungen der Prozesse läßt sich vermutlich über Einsichten in die konkreten Probleme der Post-Sowjetunion hinaus einiges für die Erkenntnis der Gesamtentwicklung unserer heutigen Welt gewinnen.
Sind aber die Menschen, die jetzt aus der Phase des staats- also fremdbestimmten Kollektivismus, des etatistischen Super-Zentralismus heraustreten, praktisch oder gar in großer Zahl in der Lage und bereit, diesen notwendigen Schritt in einen von unten neu entwickelten und selbstbestimmten Kollektivismus zu tun? Das ist eine andere Frage. Es besteht ja durchaus die Gefahr, daß sie angesichts des Zerbrechens der alten Strukturen, an deren Stelle neue nicht erkennbar sind, in ihrer Hilflosigkeit trotz aller negativen Erfahrungen auf die gewohnten staatskollektivistischen Formen zurückgreifen, daß also nicht kooperativer, sondern korporativistischer Kollektivmus (wieder)belebt wird.
Hier ist die Brücke zum „Toyotismus“. Nicht von ungefähr erfreut sich das „japanische Modell“ in der Post-Union zunehmender Beliebtheit.
Für mich ist klar, daß wir mit der post-sowjetischen (Neu)Linken in den Dialog eintreten müssen, wenn wir neue Perspektiven entwickeln wollen.
Im Mittelpunkt sehe ich zwei Komplexe:
– die Analyse und Debatte der „großen Privatisierung“, ihrer Voraussetzungen und ihrer Ergebnisse – Differenzierung und allgemeine Proletarisierung der nach-tayloristischen Industriegesellschaft.
– die Analyse und Debatte der alternativen Formen der Privatisierung, in denen der historisch gewachsene russische Kollektivismus sich mit der Privatisierung zu einem neuen, eigenen Weg verbinden könnte.
Generell scheint mir der Übergang aus der Phase der Taylorisierung zu Methoden produktorientierter, an der Gesamtheit des Produktionsprozesses ausgerichteter und den arbeitenden Menschen allseitig im Rahmen eines Kollektivs einbeziehender Arbeitsorganisationen der unvermeidlich anstehende historische Schritt zu sein. Darin liegt aber Chance und Bedrohung zugleich: Die Frage ist, ob diese Entwicklung von oben oder von unten bestimmt wird. Von oben bestimmt, kann sie zu ungeahnten Formen totaler Gesellschaften führen. Von unten bestimmt, kann sie neue emanzipatorische Kräfte freisetzen – allerdings nur, wenn die Gefahren des Rückfalls in staatskollektivistische und staatssozialistische Denk- und Seinsstrukturen erkannt werden.   Beide Varianten liegen nah beieinander: In der Zielsetzung, den unvermeidlichen Übergang von der tayloristisch-etatistischen Arbeits-, Lebens- und schließlich Gesellschaftsorganisation zu neuen kollektiven Formen von unten zu bestimmen, bzw. auch der politischen Vermittlung dieser Zielsetzung, die die radikale Kritik des staatssozialistischen Versuchs dieses Weges mit einschließt, scheint mir der Inhalt der „neuen Proletarität“ zu liegen. Für die post-sowjetischen Verhältnisse formuliert: Welche Rolle spielt die Tradition der „obschtschina“, der alten russischen Dorfgemeinschaft, also des traditionellen russischen Kollektivivismus, für den Transformationsprozess des Staatssozialismus zu neuen Formen der Produktion und des gesellschaftlichen Lebens? Läuft sie in einseitigem Rückgriff auf die in ihr enthaltenen korporativistischen Elemente quer zur allgemeinen Proletarisierung, insbesondere aber deren bewußter Wahrnehmung oder kann sie sich mit Rückgriffen auf die darin enthaltenen kooperativen, emanzipatorischen, zum Teil auch anarchischen Elemente zu einer Kraft der Erneuerung von unten verbinden?
Ich wünsche mir sehr, daß wir diese Fragen an Hand von konkretem Material tiefer diskutieren und so der linken Verzweiflung ein wenig beikommen können. Die Gefahren, daß „Toyotismus“ von oben und nicht selbstbestimmter Kooperativismus von unten den Gang der weiteren Entwicklung bestimmt, sind nach der historischen Diskreditierung staatskollektivistischer Gesellschaften, insbesondere des Staatssozialismus groß. Es bleibt aber keine Wahl, als durch die radikale Kritik des Staatssozialismus und der Analyse seiner Zerfallsformen mindestens den Versuch zu machen, das, was entstehen könnte, herauszuarbeiten.

In der Hoffnung auf eine nicht allzulange ausbleibende Antwort,
Mit freundlichen Grüßen

(Kai Ehlers)

Antifaschistische Moral statt Politik? Über die Notwendigkeit, den eigenen Kopf zu gebrauchen:

Der Zusammenbruch des realen Sozialismus, insonderheit der Bankrott der SED, lässt auch in der hiesigen Linken, einschließlich KB, Untergangsstimmung aufkommen. Statt die Diskussion auf die Unterstützung des Demokratisierungsprozesses und die Erarbeitung einer neuen sozialistischen Perspektive zu konzentrieren, flüchtet man sich unter der Parole „kein Viertes Reich“ in traditionelle Warnungen vor einem drohenden Faschismus und drohenden Kriegsabsichten der imperialistischen Länder, besonders eines möglicherweise wiedervereinigten Deutschland. Was unter anderen Umständen nur ein Irrtum war, wird durch die besinnungslose Wiederholung in der jetzigen Situation zur restaurativen Farce, bzw. zum moralischen Rührstück. Mit antifaschistischem Rigorismus kann man vielleicht kurzfristig Stimmungen einer verunsicherten Linken einfangen, die VVN oder die SED wiederbeleben. Eine neue politische Glaubwürdigkeit kann man so nicht gewinnen.
Ich will versuchen, einige Bestimmungsstücke zu nennen, die in eine rationale Debatte um eine neue sozialistische Perspektive eingehen müssten.

Kai

1. Der Zerfall der ersten historischen Initiative für eine sozialistische Alternative zum Kapitalismus bestimmt zurzeit die Dynamik der Geschichte durch die von ihm ausgehende Destabilisierung der herrschenden Weltordnung. Gorbatschows Programm der Perestroika ist keine sozialistische Erneuerung, sondern ein Notprogramm zur Liquidierung des realen Sozialismus. Gorbatschows Aufgabe bestand und besteht darin, die historisch unvermeidliche und überreife Liquidation des realen Sozialismus und dessen Überführung in kapitalistische Bahnen so kontrolliert wie möglich und mit geringst möglichem Einbruch an Stabilität innerhalb der UdSSR und im internationalen Rahmen zu vollziehen. Gorbatschows Kritiker haben ihrerseits keine Alternative, sondern bestenfalls eine Beschleunigung seines Programms anzubieten. Ob und wie lange es Gorbatschow unter dem Druck der wachsenden Widersprüche gelingt, den Übergang kontrolliert zu entwickeln, ist offen. Darin liegt z. Zt. die größte Gefahr für den Weltfrieden: Selbst ein auf das Territorium der UdSSR beschränkter Bürgerkrieg würde bereits Krieg auf einem Sechstel des Globus bedeuten. Seine Auswirkungen bis hin zum möglichen Zusammenbruch der Zentralmacht dieses Raumes auf die übrige Welt sind nicht kalkulierbar. Andererseits liegen in der von Gorbatschow angestrebten Dezentralisierung auch Keime zur Überwindung der aus der Systemkonfrontation resultierenden Stagnation und für ein neues Zusammenleben der Völker, wenn es der Völkergemeinschaft gelingt, den von Gorbatschow angestrebten kontrollierten Übergang von der alten zur neuen Ordnung erfolgreich zu unterstützen und krisengewinnlerische Alleingänge einzelner Staaten oder Völker zu unterbinden.

2. Der Zerfall des realsozialistischen Blocks setzt eine Wandlung der Nachkriegsordnung insonderheit in Europa, aber nicht nur dort, auf den Plan. Er beseitigt aber weder die Ursachen noch die Realitäten der deutschen Teilung. Schon die BRD allein hat sich zur Führungsmacht in Europa entwickelt. Ein vereinigtes Deutschland wäre sicher das Aus für das Gleichgewicht eines multistaatlichen Europa der vielen Völker, wie es gegenwärtig von allen Seiten angestrebt  wird. Besonders für die Völker Europas, einschließlich die der Sowjetunion, aber auch für die übrige Welt ist die Gefahr eines übermächtigen Deutschland im Zentrum Europas aus der Erfahrung der beiden Weltkriege und des deutschen Faschismus durchaus sehr lebendig und wird auch entsprechend als Bremse westdeutscher Vereinigungswünsche ins Spiel gebracht. Die herrschende westdeutsche Politik ist sich dessen bewusst und wird dadurch effektiv gebunden, wenn sie sich nicht rundum isolieren will.
3. Das atomare Patt ist von der neuen Entwicklung bisher ebenfalls nicht berührt. Nach wie vor ist selbst ein begrenzter Krieg gegen die Sowjetunion für jeden potentiellen Aggressor mit dem unkalkulierbaren Risiko des atomaren Schlagabtausches verbunden. Mehr noch: In einer UdSSR, die von den imperialistischen Ländern in die Enge getrieben würde, müsste und würde sich nach aller geschichtlichen Logik und angesichts der bedrängten Lage Gorbatschows aus reinem Selbsterhaltungstrieb die militärische Fraktion gegenüber der politischen
durchsetzen und zur Politik der Systemkonfrontation unter gewandelten Prämissen zurückkehren. Die Risiken einer solchen Situation sind für die imperialistischen Staaten unkalkulierbar.

4. Nur unter der Annahme einer absolut irrationalen Zuspitzung des globalen politischen Klimas ist eine solche Variante denkbar, dass sich „Falken“ in der NATO mit der Meinung durchsetzen könnten, dem bereits strauchelnden Gegner jetzt noch militärisch nachsetzen zu müssen. Sehr viel wahrscheinlicher ist der Versuch, das notwendige Krisenmanagement unter Führung und zum wirtschaftlichen Nutzen der imperialistischen Staaten zu betreiben, d.h. den strategischen Schwerpunkt von der militärischen auf die der kontrollierten politischen Liquidation des bisherigen sozialistischen Blocks unter Mithilfe Gorbatschows zu verlagern. Das neue NATO-Schlagwort, eines „high intensity peace“ anstelle des bisherigen „low intensity war“, deutet dieses strategische Verständnis an. Die Gefahr für den Weltfrieden liegt z. Zt. weniger in der gezielten Destabilisierung des bisherigen sozialistischen Blocks durch die imperialistischen Länder, als  darin, dass dieses Krisenmanagement auf Grund der inneren Dynamik des Zerfallsprozesses des bisher sozialistischen Lagers nicht gelingt.

5. Die ideologische Destabilisierung reicht weiter als bis zu den Ergebnissen des 2. Weltkriegs, sie reicht bis in die Anfänge des Jahrhunderts zurück. Die historische Initiative des realen Sozialismus, eine Alternative zum Kapitalismus schaffen zu wollen, ist nicht nur durch ihren ökonomischen und politischen, sondern auch durch ihren geistigen Zusammenbruch als Alternative zum Kapitalismus in den Augen der Völker inzwischen bis auf die geistigen Grundlagen diskreditiert. Jede ernsthafte Auseinandersetzung mit der Entwicklung des realen Sozialismus wird sich nicht nur mit Lenins Umsetzung der Einsichten von Marx und Engels, sondern auch mit den Analysen, Prognosen und dem Menschenbild der Gründer des wissenschaftlichen Sozialismus auseinanderzusetzen haben. In den Ländern des realen Sozialismus hat diese Debatte begonnen. Es gilt, sie aufmerksam zu verfolgen.

6. Aus dem Scheitern des ersten Versuchs einer historischen Alternative zum Kapitalismus folgt das Verlangen der Menschen dieser Länder, die zur Zeit unübersehbaren Vorteile des kapitalistischen Systems und der Lebensweise der westlichen Demokratien für sich in Anspruch zu nehmen. In der Befreiung der persönlichen Initiative vom pädagogischen Dirigismus eines Überstaats durch Wiederzulassung von Privateigentum, Markt und Mehrparteiensystem liegt zurzeit die historische Dynamik und einzige Chance für die Entwicklung dieser Länder. Das Scheitern des realen Sozialismus ist aber keineswegs der Beweis für die Richtigkeit eines naturwüchsigen Kapitalismus, sondern lediglich für den folgenreichen historischen Irrtum, Konkurrenz und unterschiedliche Klasseninteressen, denen der Kapitalismus der Jahrhundertwende freie Bahn ließ, per Dekret, gar Zwang und pädagogisierender Propagierung eines neuen Menschen abschaffen zu können, statt demokratische Wege für deren sozial gerechtere Austragung zu finden.

7. Der Kapitalismus in seinen höchstentwickelten demokratischen Formen wie in Schweden, wie in der BRD, der heute den Liquidatoren des realen Sozialismus, selbst den sog. Linken,  als Vorbild dient, ist trotz der hohen Lebensqualität, die er seinen jeweiligen Bürgern bieten kann, auch nicht das Modell der zukünftigen Gesellschaft. Der für ihn erhobene Anspruch einer „sozialen Marktwirtschaft“ schließt zum einen die realen sozialen Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und materiellen und psychischen Elendsverhältnissen der Menschen bis hin zu sog. repressiven Zwei-Drittel-Gesellschaften in den kapitalistischen Kernländern selbst mit ein. Er war und ist zum zweiten nur auf der Grundlage der brutalen, z.T. blutigen Ausbeutung der übrigen Weltbevölkerung möglich, einschließlich der sich zuspitzenden ökologischen Zerstörungen des gesamten Globus.

8. Kapitalismus wie realer Sozialismus sind zwei Ausdrücke derselben Wirklichkeit, nämlich der modernen Industriegesellschaft. Die Entwicklung der Industriegesellschaft ist heute an die Grenze zur Zerstörung der Lebensgrundlagen der Menschheit gekommen. Der Zusammenbruch des Versuchs einer ersten historischen Alternative zum Kapitalismus, insbesondere auch das von ihm hinterlassene ökologische Desaster, das jenes des Kapitalismus um vieles übersteigt und aus eigenen Kräften der realsozialistischen Länder mit Sicherheit nicht zu lösen ist, macht die Aufgabe, eine über Kapitalismus und realen Sozialismus hinausweisende Alternative zu entwickeln, jetzt praktisch vor aller Augen zu einer Frage der historischen Tagesordnung.

9. Die Geschwindigkeit des Zusammenbruchs der realsozialistischen Welt, einschließlich der Folgen für die sozialistischen Gruppen und Parteien in den kapitalistischen Ländern und den Ländern der sog. 3. Welt, ist tatsächlich beängstigend. Es ist aber sinnlos, den Führern, noch sinnloser, den Bevölkerungen der realsozialistischen Länder Verrat am Sozialismus und Gefährdung der Nachkriegsstabilität vorzuwerfen, wie das zur Zeit in der Linken der BRD und auch im KB Mode wird, statt zu begreifen, dass diese zum einen die schwere Last einer historischen Trümmerbeseitigung zu tragen haben, bei der man sie nach Kräften dabei unterstützen sollte, dass dies auf demokratischem Wege gelingt, zum zweiten angesichts der krisenhaften Zuspitzung des Zusammenbruchs zunächst überhaupt keine andere Alternative haben, als Hilfe, Rettung und Vorbilder im Westen zu suchen.

1o. Wenn die Menschen, die sich als Staatssklaven des Sozialismus erlebt haben, das Recht auf Selbstbestimmung und Demokratie nach westlichem Muster fordern, dann muss mensch das ernst nehmen, auch wenn unsereins die Erfahrung gemacht hat, dass Freiheit im Kapitalismus durch die Gewaltverhältnisse des Geldes begrenzt wird. Wenn die Menschen, die keinen Markt, sondern nur Zuteilung kennen, in der die Initiative erstickt, jetzt Markt fordern, dann brauchen sie Markt. Den Menschen, die vierzig oder mehr Jahre Erfahrung mit dem realen Sozialismus hinter sich haben, angesichts ihrer Wünsche nach Marktfreiheit und Selbstbestimmung mit erhobenem Zeigefinger Verrat am Sozialismus vorzuwerfen, geht an der Wirklichkeit mit fliegendem roten Fähnchen vorbei: Gerade der als Staatsdoktrin seit vierzig oder siebzig Jahren allgegenwärtige moralinsaure pädagogische Dirigismus ist das, was diese Menschen hinter sich lassen wollen und müssen. Sie brauchen keine linken Pastoren aus dem Westen, die der realen Erfahrung mit dem realen Sozialismus Durchhalteparolen für die Erhaltung des Kommunismus entgegenstellen. Das haben sie bereits im Pionierlager, als Komsomolzen und im militärischen „Friedensdienst“ aus den Kochgeschirren gelöffelt. Das trieft seit Jahrzehnten aus der Parteipresse auf sie nieder. Sie brauchen die reale Erfahrung des Kapitalismus, um ihn überwinden zu können, so wie die westliche Linke den realen Zusammenbruch des realen Sozialismus brauchte, um über Alternativen jenseits von Kapitalismus und realem Sozialismus nachzudenken.

11. Trotz aller bisherigen Kritiken des realen Sozialismus auf der einen und des Kapitalismus auf der anderen Seite gilt offenbar auch in diesem Fall, dass das Kriterium der Wahrheit die Praxis ist. Der tatsächliche Zusammenbruch des realen Sozialismus offenbart mehr und wirkt nachhaltiger als jede noch so geschliffene theoretische Kritik es je vorher vermochte. Das gilt auch für die Linke, die erst jetzt vor den wirklichen Dimensionen der politischen und menschlichen Deformationen erschrickt, zu der die Entwicklung des realen Sozialismus geführt hat. Ebenso werden die Grenzen des Kapitalismus und westlicher Demokratie erst dann erfahrbar, wenn sie sich als Alternative bewähren sollen.

12. Noch sinnloser ist es, den Verlust des bisherigen Weltbildes und den Zusammenbruch der gewohnten ideologischen und politischen Stabilität durch hysterische Flucht in ideologische Notprogramme ausgleichen, indem man jetzt mangels anderer Alternativen den Kampf gegen ein „Viertes Reich“ zum Dreh und Angelpunkt der zukünftigen Politik erklärt und wieder einmal das Gespenst der imperialistischen Kriegsabsichten  an die Wand malt, statt gerade angesichts der aufgeputschten Gefühle zu einer rationalen Befassung mit den wirklichen Problemen beizutragen, es mindestens zu versuchen.

13. Tatsache ist, dass im Bereich des bisherigen sozialistischen Blocks starke Sprengkräfte entstehen. Sie reichen von der einseitigen Aufkündigung des RGW, über nationale Sonderwege sowjetischer Republiken, die Ablösung der Einparteienherrschaft der Kommunistischen Parteien bis hin zu scharfen Klassendifferenzierungen der seit Jahrzehnten geleugneten Klassenrealität in den einzelnen Ländern. Im historischen Pendelschlag scheint die staatssozialistische Zwangseinheit in staatliche, nationale, klassenmäßige und gar individualistische Elemente auseinanderzufallen, die sich in der Konfrontation mit den Beharrungskräften von berechtigten Forderungen nach Selbstbestimmung bis hin zu Nationalismus und bewaffneten Kämpfen steigern. Im Gegenzug formiert sich eine auf Stabilität orientierte rechte Massenbewegung, die den Boden für restaurative staatliche Manöver abgeben kann. Diese Entwicklung setzt gefährliche restaurative, chauvinistische und rassistische Kräfte frei.

14. Die imperialistischen Länder verlieren durch den Zusammenbruch ihres Systemsfeindes zwar eine wesentliche Grundlage zur Legitimation ihrer Politik, d.h. auch sie verlieren an ideologischer Einheit, mit der sie untereinander und in ihren eigenen Grenzen gegen den Systemfeind verbunden waren. Das bedeutet auch hier eine Lockerung lang gewachsener Bindungen, auch hier die Gefahr nationaler Sonderwege und politischer Extravaganzen. Entscheidender als das aber ist der Spielraum, den sie durch die ökonomische, politische und geistige Öffnung des bisher verschlossenen Raums z. Zt. gewinnen. Es ist eine Invasion ohne Kanonen. Faschistische, einfach gesprochen, gewaltsame Lösungsversuche zur Bewältigung der neuen Entwicklung sind in den Herrschaftsetagen der bürgerlichen Regierungen angesichts der Tatsache, dass die Länder des realen Sozialismus sich ihnen z. Zt. freiwillig zur Ausbeutung anbieten und mit fliegenden Fahnen zur bürgerlichen Demokratie überwechseln, sowenig in Sicht wie ein von ihnen beabsichtigter Krieg gegen die Länder des realen Sozialismus. Eine solche Politik wäre, um es ganz klar zu sagen, für die imperialistischen Länder zurzeit absolut kontraproduktiv. Die neuen Spielräume erlauben ihnen im Gegenteil auch noch, ihre seit Jahren entwickelte Befriedungspolitik auf Kosten der Länder des realen Sozialismus weiter zu stabilisieren.

15. In dieser Situation ist es zwar richtig, gegen den Rückfall in nationalistische Sonderwege gleich wo auf der Welt und insbesondere im eigenen Land wachsam zu sein. Das ist immer richtig. Aber der traditionelle Anti-Nationalismus, Anti-Faschismus, Anti-Militarismus, Anti-Imperialismus und als Steigerung die Bildung einer Anti-Widervereinigungsfront gegen die Gefahr eines „Vierten Reiches“ sind kein Programm, das die gegenwärtige Entwicklung erfasst. Gerade angesichts der durch den Zusammenbruch der realsozialistischen Länder erweiterten Spielräume der imperialistischen Staaten führt die Beschwörung eines angeblichen nationalistischen und faschistischen Katastrophenkurses der imperialistischen Länder, insbesondere eines drohenden „Vierten Reiches“ der Deutschen in die Irre. Sie mag augenblicklichen Massenstimmungen, besonders der Stimmung einer heillos verängstigten und verwirrten Linken entsprechen, aber zur Beschreibung der Wirklichkeit und der Entwicklung einer sozialistischen Alternative taugt sie rein gar nichts!

16. Sinnvoller als diese alten Klischees aufzuwärmen, in denen „Sozialismus“ und „Kommunismus“ auf einen, noch nicht einmal sachlich, sondern rein moralisch begründeten Antifaschismus reduziert werden, ist es erstens, die Bemühungen um demokratische Lösungen des Wandels in den realsozialistischen Ländern mit allen Kräften zu unterstützen, auch wenn einem deren Orientierung an den westlichen Demokratien nicht passt und zweitens die Arbeit für die Entwicklung einer neuen sozialistischen Alternative zu organisieren, die die Erfahrungen aus dem Bankrott der ersten historischen Alternative zum Kapitalismus in sich aufnimmt und über die Grenzen des jetzigen Kapitalismus und seiner verschiedenen zur Zeit entstehenden sozialdemokratisch-sozialistischen Mischformen hinausführt.

17. Sowohl zur Unterstützung der Demokratisierung als auch zur Erarbeitung eines solchen Entwurfs bedarf es aber mehr als moralischer Appelle gegen ein „Viertes Reich“ und mehr als der Verurteilung der Konsumgeilheit der aus dem realen Sozialismus entlassenen Menschen. Dazu muss mensch zunächst die Totalität des Scheiterns dieses ersten sozialistischen Versuchs und die daraus folgende historische Dynamik der Dezentralisierung, Pluralisierung und Demokratisierung als realitätsbildende Kraft begreifen, die zum Durchbruch drängt, deren Erfolg aber alles andere als eine ausgemachte Sache ist. Man muss den Menschen zuhören, welche Erfahrungen sie mit ihrem Sozialismus gemacht haben und auf welche Grenzen sie bei ihrem jetzigen Eintritt in den Kapitalismus stoßen und ihnen unsere Erfahrung mit der heutigen bürgerlichen Demokratie zur Verfügung stellen, positiv wie negativ. Nicht mehr und nicht weniger.

18. Eine längerfristige Alternative ergibt sich daraus allein noch nicht. Es ergibt sich daraus erst einmal nur der endgültige Beweis, dass weder bisheriger Kapitalismus, noch realer Sozialismus die Utopien von Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit verwirklichen konnten, die am Beginn des Industriezeitalters standen. Diesen Beweis erbracht zu haben, ist die historische Bedeutung des Zusammenbruchs des realen Sozialismus, nachdem der Faschismus der 30er Jahre dies für die kapitalistische Welt bereits nachhaltig geleistet hat. Es bleibt also keine andere Wahl, als den eigenen Kopf zu benutzen, um die Grenzen der Industriegesellschaft in ihren kapitalistischen und sozialistischen Varianten zu analysieren. So lassen sich vielleicht Konturen einer zukünftigen sozial gerechteren, demokratischeren und ökologisch bewußteren Gesellschaft und ein Weg zu ihrer Verwirklichung herausarbeiten, die über die bloße Hoffnung vom Zusammenwachsen der Systeme, bei uns konkret BRD und DDR, zu konkreten Bestimmungsstücken einer zukünftigen Gesellschafts- und Völkerordnung hinausführt. Billiger wird es nicht zu haben sein.

19. Einige Ansatzpunkte lassen sich schon erkennen. Nehmen wir die Hauptfragen, die in den Forderungskatalogen der Systemopposition in den bisher sozialistischen Ländern vorgetragen werden. :
– Wie soll das Eigentum organisiert werden? Soll es Privateigentum an Produktionsmitteln, soll es Kollektiveigentum, Staatseigentum oder offene Konkurrenz unterschiedlichster Eigentumsformen geben? Sind Beteiligungsmodelle nach schwedischem Vorbild uä. mögliche Lösungswege? Welche Rolle soll und darf der Staat in der Kontrolle des Eigentums und als Regulator sozialer Gerechtigkeit und Sicherheit übernehmen?
– In welchen gesellschaftlichen und staatlichen Formen ist individuelle und politische Selbstbestimmung optimal zu entwickeln? Wo liegen die Möglichkeiten und Grenzen der bisherigen Systeme in Ost und West? Welche neuen Formen sind erstrebenswert? Rätesystem, Parteienpluralismus, Mischformen? Föderale und nationale staatliche Strukturen statt Zentralstaatssystemen? Demokratische Vielvölkerbündnisse statt Block- und Systemkonfrontation?
– Wie können menschenwürdige Lebensbedingungen im Widerspruch zwischen Entwicklung der Produktion und Schonung der menschlichen und materiellen Ressourcen gestaltet werden?  Das heißt im Kern: Wie kann die Selbstverwertungsspirale des Kapitals einer gesellschaftlichen Kontrolle unterworfen werden, ohne das Interesse der Kapitaleigner oder -verwalter an seiner Weiterentwicklung und die persönliche Initiative zu ersticken?
– Wie sollen die Vorstellungen politisch umgesetzt werden? Evolutionär demokratisch? Revolutionär. Was bedeutet das eine, was das andere für die hochentwickelten Industriegesellschaften, gerade auch im Verhältnis zu weniger industrialisierten Teilen der Welt, speziell auch innerhalb der jetzigen der UdSSR?
Ohne die Lösung dieser Fragen wird es keine neuen sozialistischen Perspektiven geben.

20. Zur sog. Deutschen Frage müssen über die Formulierung von Ängsten hinaus positive politische Standpunkte entwickelt werden, wenn man nicht völlig im politischen Abseits verschwinden möchte:
Erstens: Der Fall der Mauer ist uneingeschränkt zu bejahen und die weitere Demokratisierung mit allen Mitteln zu unterstützen. Das beinhaltet nicht etwa die opportunistische Anpassung an nationale Stimmungen und dergl., ist aber die Voraussetzung für jedes ernsthafte Gespräch mit den Menschen hier wie dort.
Zweitens: Selbstverständlich hat die DDR-Bevölkerung ein Recht auf nationale und jede sonstige Selbstbestimmung. Wer sollte sie ihnen verweigern – wenn nicht, im historischen Rückgriff, die Alliierten?
Drittens: Die „Deutsche Frage“ kann nur im Zuge der Herausbildung einer europäischen Föderation gelöst werden, wo sich die beiden deutschen Staaten mit anderen Staaten des deutschen und des nichtdeutschen europäischen Kultur- und Geschichtsraums auf föderal-kooperativer Basis eines demokratischen Staatenbündnisses, statt als staatliche Einheit treffen. Nichts spricht für die staatliche Einheit der beiden deutschen Staaten. Im Gegenteil: die Erfahrungen der Geschichte, die Notwendigkeit eines Kräftegleichgewichts in Europa, die Entwicklung einer demokratischen Weltordnung sprechen dagegen. Aber mensch braucht keineswegs nur in der Anti-Haltung zu argumentieren: Das Eintreten für eine demokratische europäische Föderation im Zuge einer demokratischen neuen Weltordnung, darin die DDR und die BRD, vielleicht sogar noch eine freie Stadt Berlin, als gleichberechtigte souveräne Staaten, darf man getrost als eigenes positives Programm gegen das Gerede von der Wiedervereinigung in BRD und DDR wie gegen jeden erneuten Versuch einer Zwangsvereinigung Europas von oben stellen.

Mit leichten Überarbeitungen als Anhang übernommen in das Buch:

Kai Ehlers,

Gorbatschow ist kein Programm. Begegnungen mit Kritikern der Perestroika

konkret Literatur Verlag 1990

Thesen und Arbeitstexte

Thesen, die den Transformationsprozess begleiten – Arbeitstexte, die Impulse für Diskussinen setzen. –  Begleittexte aus Seminaren, die sich Kernthemen widmen. Wohin treibt Russland? China? Asien? Europa? Was ist das Wesen des globalen Transformationsprozesses? Welche Entwicklungsimpulse liegen in der Finanz-, System-, Kulturkrise?

Hier ist jede/r eingeladen sich einzuklinken. Auf denn!

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