Treffen des „Forums integrierte Gesellschaft“: Kalmückische Märchen vorgelesen zu bekommen, war ein besonderes Vergnügen! Was sind schon Märchen gegen das, was jeden Tag in der globalisierten Welt an Mythen fabriziert, verbreitet und geglaubt wird, mag manch einer, manch eine von Euch denken! Dennoch – wir konnten es genießen, uns dieses Mal stressfrei dem Zauber verdichteter Volksweisheiten hinzugeben. Schon bald, nachdem der Vorleser eingesetzt hatte, wussten wir schon nicht mehr, wo wir uns eigentlich befanden – bei Wasser, Saft und Tee in der Jurte, die ganz ungemäß einen deutschen Vorgarten stört oder unterwegs? Irgendwo im Zwischenland? Die Bilder dieser Märchen entführten die ganze runde Versammlung in eine Welt zwischen Asien und Europa, zwischen archaischer Magie und superrealistischer Groteske, zwischen Himmel und Erde, gestern und heute. Bald wurde auch deutlich, dass Märchen nicht jenseits der Realität liegen, vielmehr eine verdichtete, verschlüsselte, vergessene Erfahrungen in sich bergen, die durchaus tiefer, mindestens aber genau so tief in die widersprüchliche Realität zwischen Menschlichkeit, AllzuMenschlichem und unmenschlichen Abgründen zu führen imstande ist wie irgendeine der vielen irritierenden Tagesmeldungen von heute – und mehr noch, sich unversehens mit diesen verbindet. So landeten wir über die Frage nach der Geschichte und dem Charakter des Kalmückischen Volkes, als versprengter Teil der mongolischen Westbewegung, nach der Bedeutung, der in den Märchen benutzen Bilder schließlich unvermeidlich in den Abgründen der großen Ost-West-Konfrontationen, bei der Rolle der Reitervölker in der Kulturgeschichte, bei der Entwicklung der großen Religionen – und schließlich bei der Frage, wie weit die im deutschen Grundgesetz verankerte „Würde des Menschen“ mit der Realität übereinstimmt und was darunter tatsächlich zu verstehen ist.
Ich will hier niemanden zu tief in den Nachvollzug dieses Nachmittages hineinziehen. Nur so viel: So ein Gespräch hilft ganz ungemein die Sinne zu öffnen. Seid also herzlich eingeladen Euch an der nächsten Runde zu beteiligen.
Für ein nächstes Treffen haben wir uns darauf geeinigt der Frage nachzugehen:
„Was sind die historischen Wurzeln der europäischen Dominanz?“
Als Reibefläche für dieses Gespräch haben wir uns den Aufsatz von Novalis „Die Christenheit und Europa“ ausgesucht, einen Aufsatz, den viele von uns in der Schule lesen mussten – und seitdem nicht wieder angefasst haben.
Wir treffen uns am Samstag, d. 10.7.2010 ab 15,00 Uhr in der Jurte
Rummelsburgerstr. 78, 22147 HH, Tel: 040 64 789 791.
Frühzeitig zu kommen sichert guten Start, ist aber nicht zwingend. Der Tag ist offen.
Ein kleiner Beitrag zur Verpflegung erhöht das leibliche Wohlbefinden.
Bis dann,
Seid herzlich gegrüßt
Kai Ehlers
im Namen des „Forum integrierte Gesellschaft“: “
P.S.
Das Treffen ist keine öffentliche Veranstaltung, sondern eine private Begegnung..