Schafft zwei, drei viele Allmenden!

Bericht vom 34. Treffen des „Forums integrierte Gesellschaft“ am 11.01.2014

Lieben Sie Rätsel? Wir präsentieren Ihnen eines: Von wem stammt der folgende Text? Aus der Kapitalismuskritik von Sarah Wagenknecht? Aus dem Buch zur „Kraft der ‚Überflüssigen‘“ von Kai Ehlers? Aus dem Newsletter der Gegen-Hartz IV-Initiativen oder von anderen vergkleichbaren Gruppen?

Lesen Sie bitte:

„52. Die Menschheit erlebt im Moment eine historische Wende, die wir an den Fortschritten ablesen können, die auf verschiedenen Gebieten gemacht werden. Lobenswert sind die Erfolge, die zum Wohl der Menschen beitragen, zum Beispiel auf dem Gebiet der Gesundheit, der Erziehung und der Kommunikation. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass der größte Teil der Männer und Frauen unserer Zeit in täglicher Unsicherheit lebt, mit unheilvollen Konsequenzen. Einige Pathologien nehmen zu. Angst und Verzweiflung ergreifen das Herz vieler Menschen, sogar in den sogenannten reichen Ländern. Häufig erlischt die Lebensfreude, nehmen Respektlosigkeit und Gewalt zu, die soziale Ungleichheit tritt immer klarer zutage. Man muss kämpfen, um zu leben – und oft wenig würdevoll zu leben. Dieser epochale Wandel ist verursacht worden durch die enormen Sprünge, die in Bezug auf Qualität, Quantität, Schnelligkeit und Häufung im wissenschaftlichen Fortschritt sowie in den technologischen Neuerungen und ihren prompten Anwendungen in verschiedenen Bereichen der Natur und des Lebens zu verzeichnen sind. Wir befinden uns im Zeitalter des Wissens und der Information, einer Quelle neuer Formen einer sehr oft anonymen Macht.“

Haben Sie es erraten? Nein? Sie sind unsicher? Dann fragen Sie den nächsten für Sie greifbaren Katholiken, was er von diesem Text hält. Er oder sie sollte das Rätsel lösen können, denn niemand anderer ist der Verfasser als Jorge Mario Bergoglio, alias Franziskus, das neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Der Text ist dem 2. Kapitel des gut 100 Seiten umfassenden apostolischen Schreibens „Gaudium Evangelii“ (Freude des Evangeliums) entnommen.

Aber fahren wir fort: direkt im Anschluss an den oben zitierten Ansatz geht es weiter im Text:

„Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung

53. Ebenso wie das Gebot ‚du sollst nicht töten‘ eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein ‚Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen‘‚ sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht. Das ist Ausschließung. Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht. Als Folge dieser Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann. Wir haben die ‚Wegwerfkultur‘ eingeführt, die sogar gefördert wird. Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht ‚Ausgebeutete‘, sondern Müll, ‚Abfall‘.

54. In diesem Zusammenhang verteidigen einige noch die ‚Überlauf‘-Theorien (trickle-down theories), die davon ausgehen, dass jedes vom freien Markt begünstigte Wirtschaftswachstum von sich aus eine größere Gleichheit und soziale Einbindung in der Welt hervorzurufen vermag. Diese Ansicht, die nie von den Fakten bestätigt wurde, drückt ein undifferenziertes, naives Vertrauen auf die Güte derer aus, die die wirtschaftliche Macht in Händen halten, wie auch auf die sakralisierten Mechanismen des herrschenden Wirtschaftssystems. Inzwischen warten die Ausgeschlossenen weiter. Um einen Lebensstil vertreten zu können, der die anderen ausschließt, oder um sich für dieses egoistische Ideal begeistern zu können, hat sich eine Globalisierung der Gleichgültigkeit entwickelt. Fast ohne es zu merken, werden wir unfähig, Mitleid zu empfinden gegenüber dem schmerzvollen Aufschrei der anderen, wir weinen nicht mehr angesichts des Dramas der anderen, noch sind wir daran interessiert, uns um sie zu kümmern, als sei all das eine uns fern liegende Verantwortung, die uns nichts angeht. Die Kultur des Wohlstands betäubt uns, und wir verlieren die Ruhe, wenn der Markt etwas anbietet, was wir noch nicht gekauft haben, während alle diese wegen fehlender Möglichkeiten unterdrückten Leben uns wie ein bloßes Schauspiel erscheinen, das uns in keiner Weise erschüttert.

Nein zur neuen Vergötterung des Geldes

55. Einer der Gründe dieser Situation liegt in der Beziehung, die wir zum Geld hergestellt haben, denn friedlich akzeptieren wir seine Vorherrschaft über uns und über unsere Gesellschaften. Die Finanzkrise, die wir durchmachen, lässt uns vergessen, dass an ihrem Ursprung eine tiefe anthropologische Krise steht: die Leugnung des Vorrangs des Menschen! Wir haben neue Götzen geschaffen. Die Anbetung des antiken goldenen Kalbs (vgl. Ex 32,1-35) hat eine neue und erbarmungslose Form gefunden im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht und ohne ein wirklich menschliches Ziel. Die weltweite Krise, die das Finanzwesen und die Wirtschaft erfasst, macht ihre Unausgeglichenheiten und vor allem den schweren Mangel an einer anthropologischen Orientierung deutlich – ein Mangel, der den Menschen auf nur eines seiner Bedürfnisse reduziert: auf den Konsum.

56. Während die Einkommen einiger weniger exponentiell steigen, sind die der Mehrheit immer weiter entfernt vom Wohlstand dieser glücklichen Minderheit. Dieses Ungleichgewicht geht auf Ideologien zurück, die die absolute Autonomie der Märkte und die Finanzspekulation verteidigen. Darum bestreiten sie das Kontrollrecht der Staaten, die beauftragt sind, über den Schutz des Gemeinwohls zu wachen. Es entsteht eine neue, unsichtbare, manchmal virtuelle Tyrannei, die einseitig und unerbittlich ihre Gesetze und ihre Regeln aufzwingt. Außerdem entfernen die Schulden und ihre Zinsen die Länder von den praktikablen Möglichkeiten ihrer Wirtschaft und die Bürger von ihrer realen Kaufkraft. Zu all dem kommt eine verzweigte Korruption und eine egoistische Steuerhinterziehung hinzu, die weltweite Dimensionen angenommen haben. Die Gier nach Macht und Besitz kennt keine Grenzen. In diesem System, das dazu neigt, alles aufzusaugen, um den Nutzen zu steigern, ist alles Schwache wie die Umwelt wehrlos gegenüber den Interessen des vergötterten Marktes, die zur absoluten Regel werden.

Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen

57. Hinter dieser Haltung verbergen sich die Ablehnung der Ethik und die Ablehnung Gottes. Die Ethik wird gewöhnlich mit einer gewissen spöttischen Verachtung betrachtet. Sie wird als kontraproduktiv und zu menschlich angesehen, weil sie das Geld und die Macht relativiert. Man empfindet sie als eine Bedrohung, denn sie verurteilt die Manipulierung und die Degradierung der Person. Schließlich verweist die Ethik auf einen Gott, der eine verbindliche Antwort erwartet, die außerhalb der Kategorien des Marktes steht. Für diese, wenn sie absolut gesetzt werden, ist Gott unkontrollierbar, nicht manipulierbar und sogar gefährlich, da er den Menschen zu seiner vollen Verwirklichung ruft und zur Unabhängigkeit von jeder Art von Unterjochung. Die Ethik – eine nicht ideologisierte Ethik – erlaubt, ein Gleichgewicht und eine menschlichere Gesellschaftsordnung zu schaffen. In diesem Sinn rufe ich die Finanzexperten und die Regierenden der verschiedenen Länder auf, die Worte eines Weisen des Altertums zu bedenken: » Die eigenen Güter nicht mit den Armen zu teilen bedeutet, diese zu bestehlen und ihnen das Leben zu entziehen. Die Güter, die wir besitzen, gehören nicht uns, sondern ihnen. «

58. Eine Finanzreform, welche die Ethik nicht ignoriert, würde einen energischen Wechsel der Grundeinstellung der politischen Führungskräfte erfordern, die ich aufrufe, diese Herausforderung mit Entschiedenheit und Weitblick anzunehmen, natürlich ohne die Besonderheit eines jeden Kontextes zu übersehen. Das Geld muss dienen und nicht regieren! Der Papst liebt alle, Reiche und Arme, doch im Namen Christi hat er die Pflicht daran zu erinnern, dass die Reichen den Armen helfen, sie achten und fördern müssen. Ich ermahne euch zur uneigennützigen Solidarität und zu einer Rückkehr von Wirtschaft und Finanzleben zu einer Ethik zugunsten des Menschen.

Nein zur sozialen Ungleichheit, die Gewalt hervorbringt

59. Heute wird von vielen Seiten eine größere Sicherheit gefordert. Doch solange die Ausschließung und die soziale Ungleichheit in der Gesellschaft und unter den verschiedenen Völkern nicht beseitigt werden, wird es unmöglich sein, die Gewalt auszumerzen. Die Armen und die ärmsten Bevölkerungen werden der Gewalt beschuldigt, aber ohne Chancengleichheit finden die verschiedenen Formen von Aggression und Krieg einen fruchtbaren Boden, der früher oder später die Explosion verursacht. Wenn die lokale, nationale oder weltweite Gesellschaft einen Teil ihrer selbst in den Randgebieten seinem Schicksal überlässt, wird es keine politischen Programme, noch Ordnungskräfte oder Intelligence geben, die unbeschränkt die Ruhe gewährleisten können. Das geschieht nicht nur, weil die soziale Ungleichheit gewaltsame Reaktionen derer provoziert, die vom System ausgeschlossen sind, sondern weil das gesellschaftliche und wirtschaftliche System an der Wurzel ungerecht ist. Wie das Gute dazu neigt, sich auszubreiten, so neigt das Böse, dem man einwilligt, das heißt die Ungerechtigkeit, dazu, ihre schädigende Kraft auszudehnen und im Stillen die Grundlagen jeden politischen und sozialen Systems aus den Angeln zu heben, so gefestigt es auch erscheinen mag. Wenn jede Tat ihre Folgen hat, dann enthält ein in den Strukturen einer Gesellschaft eingenistetes Böses immer ein Potenzial der Auflösung und des Todes. Das in den ungerechten Gesellschaftsstrukturen kristallisierte Böse ist der Grund, warum man sich keine bessere Zukunft erwarten kann. Wir befinden uns weit entfernt vom sogenannten ‚Ende der Geschichte‘, da die Bedingungen für eine vertretbare und friedliche Entwicklung noch nicht entsprechend in die Wege geleitet und verwirklicht sind.

60. Die Mechanismen der augenblicklichen Wirtschaft fördern eine Anheizung des Konsums, aber es stellt sich heraus, dass der zügellose Konsumismus, gepaart mit der sozialen Ungleichheit das soziale Gefüge doppelt schädigt. Auf diese Weise erzeugt die soziale Ungleichheit früher oder später eine Gewalt, die der Rüstungswettlauf nicht löst, noch jemals lösen wird. Er dient nur dem Versuch, diejenigen zu täuschen, die größere Sicherheit fordern, als wüssten wir nicht, dass Waffen und gewaltsame Unterdrückung, anstatt Lösungen herbeizuführen, neue und schlimmere Konflikte schaffen. Einige finden schlicht Gefallen daran, die Armen und die armen Länder mit ungebührlichen Verallgemeinerungen der eigenen Übel zu beschuldigen und sich einzubilden, die Lösung in einer „Erziehung“ zu finden, die sie beruhigt und in gezähmte, harmlose Wesen verwandelt. Das wird noch anstößiger, wenn die Ausgeschlossenen jenen gesellschaftlichen Krebs wachsen sehen, der die in vielen Ländern – in den Regierungen, im Unternehmertum und in den Institutionen – tief verwurzelte Korruption ist, unabhängig von der politischen Ideologie der Regierenden.“

 

Diesem Auszug aus Kapitel des apostolischen Schreibens folgen weitere Erklärungen zum „Verfall der kulturellen Wurzeln“ durch Ausbreitung der Kirche in Afrika oder Asien, zur „ethischen Deformation“ durch den allgemeinen Säkularisierungsprozess, zur Krise der Familie u.a.m. Kapitel drei, vier und fünf befassen sich mit der Ausrichtung des innerkirchlichen Lebens, der Mission, der „sozialen Dimension“ des Evangeliums. Die „gesellschaftliche Eingliederung der Armen“ durch eine „offene Kirche“ steht im Zentrum dieser Schrift – allerdings mit einer Relativierung: „Unser Einsatz besteht nicht ausschließlich in Taten oder in Förderungs- und Hilfsprogrammen; was der Heilige Geist in Gang setzt, ist nicht ein übertriebener Aktivismus, sondern vor allem eine aufmerksame Zuwendung (kursiv im Text) zum anderen, indem man ihn > als eines Wesens mit sich selbst betrachtet. < “

(Der ganze Text des apostolischen Sc hreibens ist abrufbar unter: http://www.vatican.va/holy_father/francesco/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium_ge.html)

Soweit Papst Franziskus. Was soll man von diesem Programm halten? Haben nicht alle Päpste mit ähnlichen Appellen begonnen, ohne die Globalisierung des Kapitalismus damit aufhalten zu können?  Und war nicht Obamas „Yes we can“ schon nach einer Amtszeit verbraucht? Ist Franziskus gar nur Träger einer Medienkampagne Roms, das seinen Einfluss durch die Globalisierung von Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche, durch neue Kirchenzweige in früheren Kolonien, durch Glaubenskonkurrenten wie den Islam, den Buddhismus, durch eine sich ausbreitende „weltliche Spiritualität“ bedroht sieht? Die Skepsis ist begründet. Aber kann man den Papst mit dem Politiker, kann man das Oberhaupt der katholischen Kirche mit dem obersten Befehlshaber der führenden globalen Militärmacht vergleichen?

Fragen über Fragen – und keine davon ist von der Hand zu weisen. Aber wie auch immer – wenn die „Überflüssigkeit“, genauer, das Überflüssig-Gemacht-Werden von Menschen in unserer Welt der zunehmenden Automation und der zugleich gegen acht, neun und mehr Milliarden Menschen wachsenden Bevölkerungsdichte des Planeten in solcher Eindringlichkeit jetzt auch von diesem Amt aus thematisiert wird, ist das eine Botschaft, die ernst zu nehmen ist. Diejenigen, die schon länger über diese Entwicklungen sprechen, dürfen sich über diesen unverhofften Bundesgenossen jedenfalls freuen.

Untrennbar von seiner Kritik ist selbstverständlich, WIE Franziskus die Wende zum Besseren erreichen will und hier muss ebenso deutlich gesehen werden, worauf das apostolische Schreiben – über das Gaudium, also die frohe Botschaft  hinaus – letztlich zielt: auf die verstärkte Mission der katholischen Kirche gegen die globalisierte Säkularisierung (oder auch umgekehrt, gegen die säkulare Globalisierung) und für eine Festigung des katholischen Glaubens. Dafür fordert Franziskus die „Erneuerung der Kirche“ die Ausrichtung der „Evangelisierung“, der Predigt am einfachen Volk, eine Dezentralisierung der kirchlichen Strukturen, die stärkere Einbeziehung von Laien und stärkeres Eingehen der kirchlichen Funktionsträger auf die kulturellen Traditionen außerhalb Europas.

Bei aller Radikalität seiner Kritik am globalen Kapitalismus wie auch der von ihm geforderten Strukturreformen steht Franziskus als Mitglied des jesuitischen Ordens damit voll und ganz in der Tradition der Gegenreformation seines Ordensgründers Ignatius von Layola; anders gesagt, bei aller Forderung nach Offenheit der Kirche für die Probleme der Ausgegrenzten kommt es Franziskus nicht in den Sinn an den Dogmen der katholischen Kirche zu rütteln. Im Gegenteil, die von ihm angestrebte Reform der Kirche soll der intensiveren, reineren Vermittlung ihrer Lehre dienen. Eher als mit Obama könnte man Franziskus daher mit Michail Gorbatschow vergleichen, der mit seinen Reformen nicht etwa auf eine Aufweichung des Sozialismus, sondern auf dessen Reinigung und effektivere Verwirklichung zielte. Und ähnlich wie Gorbatschow  könnte es auch Franziskus ergehen, dass die von ihm geforderten Reformen der Mission (offene Kirche, ins Volk gehen, sich auf außereuropäische Kulturen einstellen usw.) statt der Erneuerung und Festigung der Mission am Ende deren Relativierung, Fragmentierung oder gar Auflösung einleiten.

    Diese mögliche Perspektive lässt aber selbstverständlich sofort die Frage auftauchen, welche Motive die Kongregation der Kardinäle leiteten, als sie den Jesuiten und Südamerikaner, Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum Papst ausriefen und welche Kräfte zukünftig hinter ihm stehen werden oder nicht. Offen ist, ob seine Reformen die katholische Kirche erneuern, ob sie über die katholische Kirche hinaus in die Ökumene oder gar ins religiöse und ideologische Weltklima hineinwirken oder ob sie die euro-zentrierte Vorherrschaft Roms in der katholischen Kirche spalten und deren Niedergang beschleunigen, ähnlich wie einst Perestroika den Niedergang des Sozialismus beschleunigt hat.

    Scharf gesprochen lautet die Frage: Kann Franziskus seinen Reformansatz, wenn er ihn ernsthaft verfolgt, überleben? Oder dienen seine Aufrufe den heute herrschenden Kräften in Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft nur als Blitzableiter für den Unmut der Millionen „Überflüssiger“ unseres Planeten? Diese Fragen sind heute nicht zu beantworten. Entscheidend ist der Impuls der ethischen Erneuerung, in den Franziskus sich stellt.  

Wir raten deshalb, sich mit dem apostolischen Schreiben des neuen Papstes ebenso wohlwollend kritisch auseinanderzusetzen wie mit denen des Dalai Lama oder auch denen fortschrittlicher Muslime. Sie gehören wie die eingangs genannten Autoren und Gruppen ebenso in die große Debatte um unsere Zukunft wie das Gespräch mit dem anders denkenden oder anders gläubigen Mitmenschen nebenan. Unsere Welt ist in Wandlung, versuchen wir sie in gegenseitiger Achtung und Hilfe kooperativ zu begreifen und zu gestalten.

 

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Für unser kommendes Treffen ergab sich aus der Befassung mit dem Papst-Schreiben die Frage nach der Rolle des Sozialstaats:

Brauchen wir den Sozialstaat, um sozial und solidarisch zu sein?

Das Treffen findet statt am

09.02.2014 um 16,00 Uhr am gewohnten Ort in der Rummelsburger Str. 78

Anmeldung ist erwünscht.

 

Kai Ehlers, Christoph Sträßner

im Namen des „Forum integrierte Gesellschaft“

Schauen auch in das Buch „Grundeinkommen als Sprungbrett in eine inregrierte Gesellschaft