Thesen für das Abschlussgespräch des Seminars:
„Russland – Krise des Patriarchats oder heimliches Matriarchat?“
vom 5,10. – 7.10. in der Akademie Sankelmark
1. Die Krise des russischen Patriarchats ist Teil einer weltweiten Krise des Patriarchats. In Russland tritt diese Krise zur Zeit besonders scharf hervor. Sie äußert sich in einer allseitigen und tiefen Zerrüttung der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse, ist in ihrem Wesen aber ein Wachstumsprozess.
2. Russische Frauen kommen aus der Phase der Gleichmacherei: Für sie ist Emanzipation nicht Gleichheit, sondern das Recht auf Ungleichheit, genauer auf ein Anders-Sein ohne Diskriminierung.
3. Nicht in der Forderung nach Gleichheit oder Ungleichheit, sondern in der Forderung nach dem Recht auf Anderssein ohne Diskriminierung liegt daher der emanzipatorische Kern der Vorstellungen und Forderungen russischer Frauen, in denen sie sich mit denen von Frauen und Männern aus anderen Teilen der Welt treffen.
4. Generell ist die Krise der patriarchalen Ordnung nicht dadurch lösbar, dass die in die Krise gekommene patriarchale Herrschaft durch eine matriarchale ersetzt wird, sondern indem sich im Dialog zwischen weiblichen und männlichen Polen, einschließlich ihrer kulturell gewordenen jeweiligen Besonderheiten, ein Drittes entwickelt, ohne die Existenzberechtigung der Pole – weiblich und männlich – zu negieren.
5. Dieses Dritte wächst im Einsatz, tendenziell in der Liebe für eine Gemeinschaft, die unabhängig von Geschlecht, Alter, Kultur oder Rasse zum Nutzen jedes Einzelnen selbst gewählt und entwickelt wird.
Kai Ehlers. Publizist, www.kai-ehlers.de, info@kai-ehlers.de
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